Feuerschein

Montag ohne Strom

Da hat sich der Strom doch glatt den Brückentag genommen“, witzelt Ralf, als ganz Westernohe und somit auch das Bundeszentrum am Montagmorgen für rund drei Stunden ohne Strom war. Da aufgrund der fehlenden Pumpen weder Wasser auf den Kirschbaum kam noch von ihm herunter, war Dusch- und Toilettenstopp angesagt. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch und so fanden sich die Teilnehmenden bei kräftigem Wind und wenig Sonne zu ihren Blind-Date-Gruppenstunden ein.

Rabea und Linus aus Freiburg haben ihre erste Gruppenstunde vor über zehn Jahren erlebt. „Da war ich viel unsicherer und schüchterner als heute“, erinnert sich Linus, der gerade in der „Funken schlagen“-Gruppenstunde versucht, ein Tampon so zu verdichten, dass es innerlich zu brennen beginnt. „Aber wir waren irgendwie auch ein verplanter Stamm, da lief vieles nicht so, dass man sich da direkt wohl gefühlt hat.“ Heute war seine erste Gruppenstunde als „Neuling“ viel einfacher: „Jetzt kenne ich das halt. Ich würde schon sagen, dass mich die Pfadfinderei verändert und geprägt hat.“

Aber auch die Leiterinnen und Leiter, die eine „Blind-Date-Gruppenstunde“ anbieten, sammeln dabei wichtige Erfahrungen für ihre Arbeit. „Das ist schon irgendwie eine interkulturelle Begegnung“, erzählen Nadine und Louisa aus Xanten. Sie haben das Chaos-Spiel vorbereitet, an dem gerade vier Kleingruppen teilgenommen haben. „Da waren welche bei, die das Lied ‚Er war ein Pfadfinder von kernigem Schliff‘ nicht kannten. Das hat uns doch überrascht.“

Bundesvorsitzende Anna ist sprachlos vor Begeisterung – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihre Stimme hat sich kurzfristig verabschiedet. Dennoch möchte sie mit dem Gerücht aufräumen, sie würde im Haus schlafen: „Ich schlafe im Zelt an der linken Seite von Dominik.“

Die Stimmung unter den Leiterinnen und Leitern ist allgemein sehr entspannt. Pia aus Paderborn ist begeistert von den liebevollen Details, die sich die einzelnen Diözesanverbände und Kneipen überlegt haben. Jonathan pflichtet ihr bei: „Vor allem finde ich es gut, dass auf dem Kirschbaum so viel los ist und wir nicht für jede Aktion auf den Altenberg laufen müssen.“ 201 Klötzchen muss Luis aus Aachen auf Selfies sammeln: „Erst dann bekomme ich meine Woodbadge-Ernennung. Über 150 habe ich aber schon!“

Barcamp am Nachmittag

„Ich weiß gar nicht genau, was ein Barcamp ist, daher bin ich jetzt einfach mal hier und hoffe, dass ich gleich weiß, was das ist“, sagt Marendie sich am Nachmittag mit einigen Bekannten in der Arena eingefunden hat. „Und vielleicht macht es ja auch noch Spaß.“ Da der Wind auffrischt und dunkle Wolken über Westernohe schiebt, wird das Barcamp kurzerhand ins Großzelt verlegt.

Sebastian aus Berlin erklärt das System des Barcamps: „Das Barcamp wurde ja bereits als ‚Un-Konferenz‘ angekündigt. Es ist einfach nichts vorgegeben, es geht um die Themen, die ihr mitbringt.“ Vierzehn Personen kommen nach und nach auf die kleine Bühne und stellen ihre Programme vor: Alten Liedern neue Texte geben, Öffentlichkeitsarbeit, UN-Behindertenrechtskonvention, „Liebe, Sex und Zärtlichkeit in der Pfadistufe“, politisch Pfadfinden, Freiwilligendienste, Jahresaktion Spiritualität, Wölflinge können (fast) alles und nachhaltige Bundesveranstaltungen sind nur einige der Themen. Rasch finden sich die Gruppen zusammen, die sich 45 Minuten lang austauschen. Nach einer kurzen Pause geht es in neuen Runden nochmals für 45 Minuten weiter. „Pfadfinden ist total politisch, aber eben nicht partei-politisch. Wir sind mit den Kindern in Kluft einfach mal in die Sitzung des Stadtrates gegangen und haben wirklich erreichen können, dass wir mehr Geld bekommen.“, hört man es aus der einen Gruppe. Jannis aus Dortmund ist überrascht, wie viele Leute was angeboten haben: „Dieser Austausch hier mit den anderen – den fand ich richtig cool, das war toll.“

Der letzte Leuchtfeuer-Abend stand dann ganz im Zeichen des Abschiednehmens. Das Medienteam stellte eine Collage aus den schönsten Bildern zusammen und ein zweieinhalbminütiger Zusammenschnitt der schönsten Videoszenen sorgte für langhaltenden Applaus. Feurig ging es zu, als zwei Feuerkünstler in der Arena jonglierten. Alle schwelgten noch einmal in Erinnerungen und dankten den Helferinnen und Helfern, ohne die Leuchtfeuer nicht denkbar gewesen wäre. Slammer Nick begeisterte mit seinen Pfadfinder-Stereotypen und erhielt Standing-Ovations für seinen Beitrag. Am Abend geben die Teams der Kneipen noch einmal alles: Sowohl auf dem Kirschbaum als auch auf dem Altenberg war ein Feiern bis in die frühen Morgenstunden möglich.

Ergebnis-Übersicht der Barcamps: